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Der Turmbau zu Babel

Sujumbike Turm. Unten russisch (Quadrat-Bau) - Sprachverwirrung - oben tatarisch (8-eckig)
Sujumbike Turm. Unten russisch (Quadrat-Bau) - Sprachverwirrung - oben tatarisch (8-eckig)

Der Angeber in der Falle

Ich kann Russisch!

Zumindest zwei drei Wörter, und diese einzusetzen bringt nicht nur Segen. 

Einen einfachen Satz für den tägliche Gebrauch zusammensetzen geht schon (bitte ein Bier). Und ich werde auch verstanden. Aber wehe, mein Gegenüber antwortet mit einer komplexen Satzkombination. Wahrscheinlich geht er ja, nach meiner in perfektem Russisch vorgetragenen Frage, davon aus, dass ich ein Einheimischer sein muss.

Vielleicht nicht ein Ortsansässiger, aber immerhin ein Russe.  

 

Das ist dann der Moment, wo ich mich wie bei diesem besagten Turmbau wiederfinde. Von einer Sekunde auf die andere herrscht die Sprachverwirrung.

Aber Lachen hilft, und wir finden mit Faxen und Gesten immer den Draht zueinander. 

 

Ganz herrlich war die Kleinkioskverkäuferin, als ich eine 'Teigtasche to go' ergestete.

Sie hat mich gefragt ob ich Englisch könne. Auf meine Gegenfrage meinte sie 50-50.

Ok, wenn die Basis für diese Berechnung darin besteht, die Zahlen von eins bis fünf zu kennen, dann kann sie sogar 60-40.


Die Tsunami wird kommen

Also bei der Sprachkompetenz für Englisch happerts gewaltig. In den Restaurants verstehen viele kein Wort davon. Wenns zu schwierig wird, rufen sie den einen Heilsbringer. Dieser kann dann auch gut Englisch und das Wirrwarr wird bereinigt . 

Bei einem solchen Gast pro Stunde, ist dieses Prozedere gut zu verkraften. Was machen sie aber, wenn in dieser Zeit fünf, zehn oder sogar hundert Solche kommen?

 

Um die 45‘000 Zuschauer fasst die Kasan Arena. Einige Offizielle, viele Sponsorengäste, eine grössere Zahl Einheimische und der Rest ist, die nicht Russisch sprechende Tsunami. Wusch und Pflatsch, sie sind da und überfluten die Innenstadt. 

 

So zum Beispiel beim ersten Spiel die Australier und die Franzosen. Die Aussies sprechen immerhin Englisch als Muttersprache, mit einem gewöhnungsbedürftigem Accent, aber es ist Englisch. 

Ganz anders die Froggies, 30‘000 sollens sein. Und wenn die dann noch Englisch sprechen, dann bhüettis Gott vorem Hüenervogel. 

 

Das wird sicher ganz lustig. Ich freue mich jetzt schon. 

 

Heute war ich am Funktionstraining für unsere Volunteer Arbeit. Zwei Stunden Schulung, alles in Russisch, weil es sonst nicht verstanden worden wäre. 

Für mich wars ok, habe einige Begriffe dazugelernt den Rest habe ich mir zusammen gereimt, da ich mich vorgehend noch etwas schlau gemacht habe. Wobei, ob noch schlauer bei mir überhaupt möglich ist, wage ich zu bezweifeln. 

 

Bei dieser Schulung ist mir auch meine Funktion klar geworden. Wegen dem zu erwartenden Fanaufkommen, wurde im Flughafen ein zusätzliches Ticketzentrum eingerichtet. Unser Volunteer Team wird dort die ankommenden Gäste beim Billettkauf/bezug unterstützen. 

So in etwa Schlange zuweisen, assistieren beim Bedienen der Ticketautomaten, Blitzableiter spielen bei Problemen, und und und. 

 

Darum auch ,Airport Assistent‘. 

 

In Anbetracht der anreisenden Nationalitäten wird wohl auch hier das Babel-Syndrom voll durchschlagen. 

 

Nein, nicht das Babbel-Syndrom (wir sind hier in Kasan und nicht in Luzern), das Babel-Syndrom. 


Der leitende Bauingenieur und ich

Ich bin skeptisch, was der Fortschritt der Bauprojekte im Hinblick auf die kommenden Fan-Ströme betrifft. 

So habe ich mir den zuständigen Bauingenieur zur Brust genommen. 
Mit einigen Bildern konnte ich ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, bildlich darlegen, wo es noch happert. 
Aber seht selbst!
Fussgängerzone vor der Metrostation der Public Viewing Zone. 
Nicht fertig! Da brauchts einfach noch einen Extraeffort. 

Gut, dies ist nur ein Zubringerweg irgendwo im Quartier, aber seeehr sanierungsbedürftig. Ich habe ihm vorgeschlagen, dieses Projekt noch ein wenig zurück zu stellen, und vielleicht die Anlage im Hintergrund erst noch fertig zu stellen. 

Geben wir ihnen also etwas Zeit und hoffen, dass meine Intervention zum Wohl der Fussball-WM ist. Wäre doch schade, wenn sie abgesagt würde.

Grund: Wir sind nicht fertig. Uns hat niemand gesagt, dass wir Vorwärts machen müssen.

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