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Die Kreise werden grösser

Wir schreiben das Jahr 6018 (Zählung ab erstem durch Menschenhand erzeugtem Feuer. Diese Zählweise wurde vom damaligen König von Ägypten, Pyromanis dem Ersten (leider ohne Pyramide, da sie zu dieser Zeit aus Holz gebaut wurden und dann durch Linksoppositionelle niedergebrannt wurde) eingeführt. Später, nach der Geburt Jesus, auch als Jahr 382 v.Ch. in den Geschichtsbüchern erwähnt).

Pyromanis also, erlässt das Dekret, dass Kamelrennen nur bis zum Rand der Erdscheibe gestattet sind, da sonst zuviele Kamele verloren gingen. 
 
 
Wir schreiben das Jahr 2018. Bis heute endet meine Welt in Kasan bei Kilometer drei. Da setze ich doch ein Kamel (mich) aufs Spiel und durchbreche diese Grenze. 

Die Reise ans Ende der Welt

Weit hinter dem Horizont soll es einen Tempel der Religionen geben. Man erzählt, dass sich ein Besuch allemal lohne. 

Dann packen wirs doch an. Auf einem der unzähligen Karten Apps mache ich die genaue Örtlichkeit ausfindig. Straroye Arakchini Settlement heisst die nächstgelegene Bushaltestelle. 
UiUiUi, dass ist ja satte 10 Kilometer vom Zentrum entfernt! 

Wo gehts lang?

Also, wir haben: 
Taxis - nein zu einfach!
Boot - dazu erst auf die andere Flussseite übersetzen, um dann mit der Fähre direkt beim Tempel anzulegen? Nein, auch nicht. 
ÖV - ja, tönt vernünftig. 
Los gehts mit dem Trolley T2  (oder auch Bus 54) zur Metro, dann zwei Stationen Richtung Norden (Hier kurze Baufortschrittskontrolle). Dann mit dem 13er weiter bis zur Tramhaltestelle. Dort mit dem T5 (ja nicht T6) Richtung вокзал (Bahnhof), bei der richtigen (!) Station umsteigen auf den 45er, und dann einfach fahren, fahren, fahren. Auf keinen Fall soll man sich von der Schaffnerin zum aussteigen drängen lassen, auch wenn man schon ziemlich intensiv in den Vororten von Kasan ist. Einfach die Ruhe bewahren und bis zur besagten Station sitzen bleiben. 
 
Gut, alternativ hätte ich auch den Trolley T7 nehmen, und dann mit der T5 und dem 45er direkt zum Ziel gelangen können.  Dies hätte mir aber meinen wöchentlichen Kontrollgang auf der Baustelle verunmöglicht. 

Der Tempel der Religionen. 

Was gibt's dazu zu sagen? Am besten Google ich mal, und paste den Text dann mal hier rein. 

Der Tempel aller Religionen ist das Hauptwerk des Architekten Ildar Chanow. Er selbst nannte ihn den ökumenischen Tempel. Der Architekt hat den Tempel nicht als Ort für Menschen unterschiedlicher Religionen gedacht. „Menschen haben keinen einzigen Gott“, so Ildar. Er versuchte „ein Architektursymbol der Einigung der Seele im heiligen Streben nach der Nähe zum Schöpfer“ zu schaffen.

Nach dem Entwurf sollten hier 16 Tempel verschiedener Religionen entstehen: Orthodoxie, Katholizismus, Buddhismus, Islam, Judaismus, Bahaitum, Religion der alten Asuras und andere. Ildar Chanow baute den Tempel 19 Jahre lang. Am 9. Februar 2013 ist er gestorben, ohne den Tempel fertigzubauen.

Heute befindeen sich in der Siedlung Araktschino unter einem Dach ein Museum, eine Konzerthalle und eine Ausstellungsgalerie. Der Architekt plante hier eine ökologische Schule, einen See-Klub, ein Kriegerdenkmal und ein internationales Kinderrehabilitationszentrum. Am Wochenende finden hier Konzerte und schöpferische Abende statt. An andere Tage ist der Tempel geschlossen.

Ildar Chanow war Absolvent der Kasaner Kunstschule und des Surikow Kunstinstituts in Moskau. Er hat viele Denkmäler errichtet, wie z.B. die Mutter-Heimat-Statue, die Energie, der Lebensbaum, die Erweckung, die Evolution, der Baum der Dichtkunst und der Schutzengel.

Quelle: Welcome2018.com

Trotzdem noch einige nützliche Hinweise meinerseits (solltest du nächsten einmal nach Kasan reisen).

Im Juni sollte die Anlage bis spätestens 14 Uhr besucht werden. Besser ist jedoch noch vor 12 (wegen dem Sonnenstand, sollte man als fleissiger Blogleser inzwischen gelernt haben), gibt bessere Fotos. 
Der Eintritt ins Innere kostet 50 Rubel, irgend so 60-70 Rappen. Zu sehen gibt es nicht sooo viel, aber für dieses Geld doch einen Besuch Wert. 
Und darum gibts hier auch einige Bilder dazu. Und vielleicht, so in 1-2 Jahren, haben sie noch weitere Teile fertiggebaut und es gibt noch mehr zu sehen (eventuell mit Preisaufschlag halt). 

Die Kontrolle

Bevor es noch ans Ende der Welt geht, die übliche Wochenkontrolle auf der Baustelle. 

 
Mit der Metro rüber auf die andere Seite. Aussteigen und überirdisch zurück zum Gelände des FIFA Fan Fest, wie die Public Viewing Zone auch genannt wird. 
 
Die Zugangswege machen, wie bereits in einem früheren Blog erwähnt, einen guten Eindruck. Und auch beim Gesellstück kann man sagen: läuft. 
Dann, bei der Fan Zone, kann ich auch schon grosse Fortschritte erkennen. Was mich stutzig macht, sind die vielen Bagger, LKWS und Arbeiter die da noch am Werken sind. Es ist ja Sonntag. Dies muss ich mir darum genauer ansehen!
Und da gibt es tatsächlich noch eine Lücke die es zu schliessen gilt. Vom Gesellenstück bis zum Eingang, satte 125,45 Meter die noch fertiggestellt werden müssen. Muss ich da nochmals beim Bauleiter vorsprechen?
Aber es scheint, als habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Er ist mir zuvor gekommen und hat mir seinerseits eine Kontrolle auf den Hals gehetzt. 
Drei Kerle im Tarnanzug bauen sich um mich rum auf. So eine Art russische Version der SEAL. Freundlich fragen sie (auf Russisch) was ich hier mache. Ich antworte auf Englisch und kann sie etwas in die Enge treiben. Sie schauen sich an und bestimmen ihren Redner. Vielleicht den, der am wenigsten schlecht ,schlecht Englisch‘ spricht. 
Ok, das ganze nochmals in Englisch. Aber in dem Englisch, das weltweit am häufigsten gesprochen wird. (zwinker, zwinker).
Passport zeigen, Volunteer Badge zeigen und erklären, dass ich den Baufortschritt bewundere (zwinker, zwinker, zwinker).
In diesem Fall: Alles Paletti, und ich darf gehen. 
Und was lernt man daraus? Immer den Pass auf Mann haben!
Und, der Bauleiter soll sich jetzt aber tüchtig ins Füdli klemmen. 

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