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Und wenn die Nacht zum Tag wird

Yessss!

1:1 gegen Brasilien. Freunde, das nagte in den letzten Minuten noch gewaltig an meinem Nervenkostüm. Ich bin um Jahre gealtert. Endlich bin ich jetzt auch Mitte Dreissig. 

Und dann habe ich auf dem Handy noch eine, wie es der Name sagt, Trouvaille, gefunden. 

Das Foto ist nicht von mir, aber mit meinem Handy  gemacht worden (und ohne Brille kann ichs jeweils erst später überprüfen).
FIFA Fan Fest Gelände nach der Schlacht
FIFA Fan Fest Gelände nach der Schlacht

Aber! Wir haben noch nichts erreicht. Eine Niederlage gegen Serbien, und dieser Punkt gegen Brasilien hat nichts gebracht. Dann sind wir schon draussen. Doch wir glauben an unser Team und seine Stärken, auch wenn unser Krieger angeschlagen ist. Doch es kommt gut! oder heisst es, er kommt bei Gut?

Egal, ich bin am Feiern. Lasst mich hier die Nacht zum Tag werden.
Ist natürlich nicht allzu schwer. Jetzt nach dem Spiel und der Party (DJ Antoine war nicht da, DJ Anatol ist eingesprungen) zeigt die Uhr schon weit nach Mitternacht. In zwei Stunden geht bereits die Sonne auf. 
Dann machen wir und doch auf 

Und es gibt ihn doch, einen zweiten Schweizer Fan oder besser gesagt FanIn. Stefanie aus Lausanne. Clever hat sie das FanID Visum eingesetzt, um durch Russland zu Reisen. Dafür hat sie aber ein riesen Opfer bringen müssen. Sie musste sich das Spiel Marokko- Iran anschauen. 


Zusammen gehts über die Brücke zurück in die Stadt. 

Vorbei gehts an der Kreml Mauer und der Kul Sharif Moschee Richtung Baumanstrasse. 

Während Stefanie mit ihren französischen Freunden dort eins gegen den Hunger schnappen geht, hoppe ich ins Top Hop rein, um noch eins gegen den Durst zu schnappen. 

PS: Er führt immer noch, der Durst meine ich. Also...

Stefanie scheint recht hungrig zu sein, und es dauert lange, zu lange bis sie auch noch zu einem Schlummertrunk vorbeikommt. So mache ich mich zurück zur Wohnung um mich für den Morgenspaziergang zu rüsten (will heissen, noch einen kurzen Powernap einzuschalten). 

Aber ich werde um die Ecke beim Beerpoint angequatscht, also nehmen wir halt noch ein Beer. Und aus dem kleinen Schwatz wird es schnell eine halbe Stunde. 
Die Beiz schliesst, was will Mann da machen. Er geht zurück ins Studio. 
Dort meldet sich unser guter alter Sämi noch für ein kurzes Debriefing meiner Skype-Session. Und das Beste daran, er bringt mich auf die Idee, mir noch ein kühles Bier zu genehmigen. Gesagt, getan. 
Aber jetzt geht es los. 

In der Zwischenzeit ist es hell geworden und die Strassen beinahe Menschenleer. Nur die wirklich guten Kirchengänger sind noch, respektive schon wieder unterwegs zum Morgengebet. 

Dabei macht das ja der Muezin für sie - höre ich. 
Und wenn wir hier gerade das Thema Kirche aufgreife (du sollst nicht lügen), muss ich gestehen, dass ich dieses Bild schon früher einmal geschossen habe. Aber diesmal war der Sonnenstand einfach nicht meinen Wünschen entsprechend. Und Orlando weiss wovon ich spreche. 

Der Kreml wird jetzt mit natürlichem Licht in eben dieses Richtige gerückt. 

Unten an der Kasanka-Bucht macht sich die Sonne auf, ihren Weg übers Himmelszelt zu ziehen (ja ja, objektiv betrachtet ist der Mechanismus ganz anders, aber lassen wir das hier). 

Man sieht, das Maskottchen der WM und die Wolken am Himmel sind auch echt beeindruckt vom Schweizer Punktgewinn.

Zusammen überbringen sie die Botschaft: Magie am Ball strahlt aus. 

Skyline Kasan
Skyline Kasan

So, die Morgenrunde geht langsam zu Ende. Noch ein Blick zurück. Im Vordergrund das Diplomatenviertel, ganz hinten erkennt man noch die Übertragungsstätte. 

 

Mann bin ich heiser, und gelöchert. Gelöchert von den schrägen Blicken, wenn ich als Einziger unter fünftausend Besuchern bei den Schweizer Fangesängen mit geschrien (oder wie ist da die richtige Form ? geschrauen? geschriehen?) habe: Olé Olé, Schwiizer Nati, Schwiizer Nati ....
Gelöchert von den Paparazzi die mich nach dem Ausgleich fotografieren wollten. Nicht einfach nur so, ich schrie mir die Lunge aus der Brust, umarmte alles was ich kriegen konnte (natürlich gab es da Auswahlkriterien). Und das mitten in den Brasilien Fans. Damit ich allen Fotowünschen gerecht werden konnte, musste ich noch schreien, obwohl das Spiel schon lange wieder lief. 
Aber, trotz Löcherung, ich werde es wieder so machen. 

So, Beine und Geist werden langsam müde. Es wird Zeit noch an ein Schläfchen zu denken, bevor ich Halluzinationen kriege. 

Oder hat es schon angefangen. Ganz weit hinten am Horizont scheint's mir so, als sehe ich die Christus Statue in Rio. 🤪
Guet Nacht zäme!

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