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Wandertag im Kosovo

Die Vorbereitung

Freier Tag ist angesagt. Insofern frei, dass keine Stadtbesichtigung und auch kein Ausflug seitens Travelclub angesagt ist. Aber klar doch, dass ich einen Plan habe. 
Bergse(h)en ist angesagt. Nicht dass es hier nur so wimmelt von Bergen. Aber meine intensiven Recherchen haben ein, so hoffe ich zumindest, Juwel ans Tageslicht gefördert. Die Miruscha Wasserfälle. Kurze angenehme Wanderung (mag es nach der gestrigen Stadtwanderung absolut leiden), herrliche Natur und gesunde Landluft. (Übrigens, diese kann in Auenstein in Mengen genossen werden). 
Das grösste Problem hier ist: Wie komme ich dorthin?  Bahn? Fehlanzeige. Bus: Nicht viel besser. Bleibt als beste Lösung wohl nur ein Mietauto. Um dem Verkehrschaos der Stadt zu entgehen, mieteich mein Gefährt ab dem Flughafen. 

Ja, kurz ein Mietauto abholen ist so eine Sache. Natürlich bin ich am Schalter mit der längsten Schlange. Kein Wunder bei diesen Kunden. Sie wissen nicht was sie wollen, haben keinepersönlichen Dokumente und mit der Zahlung hapert es auch. Und dann diskutieren sie noch stundenlang. Mindestens 30 Minuten pro Kunde. Obwohl ich solches erwartet habe, es nervt gleichwohl ein wenig. Die beiden Sachbearbeiterinnen verdrehen immer noch die Augen wegen diesen zwei Kunden.  Aber die zwei Hübschen haben Mitleid mit mir, und sie offerieren mir glatt eine extra Behandlung. Super, denke ich, da bin ich dabei. Aber wenn es ans Eingemachte geht, muss ich feststellen, dass sie diese nur für die Automiete anwenden wollen. Schade, aber ich nehme sie trotzdem. Automat statt manuelle Schaltung. Gut, einen upgrade auf einen Jeep Cherokee hätte es auch getan.

 

Ca. 1 Stunde Fahrt ist angesagt. Nur ein kleines Problem ergibt sich noch. Ein Navi gibts im Auto nicht und Google Maps läuft bei mir nicht offline. Da ich seit meiner Ankunft bereits festgestellt habe, ist der Internetzugriff ohne WiFi, sagen wir einmal, erschwert. Also zurück in die Arrivalhalle, dort mit der App ‚Maps‘ die Karte vom Kosovo runterladen und dann mit der integrierten Navi-Funktion durchs Land cruisen. Gedacht, getan und schon kann ich mich auf den Weg machen. 

Der Klettersteig

Der erste (von unten her gezählt) Mirusha Fall. Startpunkt zu einer ein dreiviertel Stunden langen Wanderung oder soll ich sagen zu einer Kletterpartie. Später stelle ich dann noch meine Wegroute in den Blog. 

Übrigens, ich wäre ja schon viel früher bei den Fällen eingetroffen. Aber unterwegs querte eine Schildkröte die Strasse und da musste ich doch glatt eine halbe Stunde warten, bis sie auf der anderen Seite war. 

Und dann war da noch diese Zufahrtsstrasse. Auf den letzten vier Kilometer nur Schotterstrasse. Ein Waschbrett von Steinen. Maximalgeschwindigkeit höchstens 10km/h.

Das Labyrinth

Und wie besprochen, hier noch die Wegdaten. Da geht es kreuz und quer durch die Gegend. Immer dort wo die Wegaufzeichnung wieder auf dem selben Weg zurückkehrt, war dieser zu grenzwertig und einfach schlicht unbegehbar - oder ich hatte Angst. 
Also gut, ich gebe es zu. Der Weg war immer begehbar und ich hatte immer Angst. Aber wenn ein Felsband halt nur noch 10cm breit ist, dann läuten bei mir die Absturzalarmglocken. 

Der Vollständigkeit halber hier noch die exakten Wanderdaten:

Distanz: 6.1 km 

Marschzeit: 1h 46min

Höhenmeter: 228 Meter

Höchster Punkt: 479 Meter

 

Die Wasserfälle

Der Weg zu den oberen Fällen führte oft über Felsbänder. Dieses hier ist noch von der angenehmeren Sorte. Breit und nach unten mit einer gewissen Absturzsicherheit.

Oft waren sie jedoch 'gefürchiger'.

Sprich: Sie waren schmäler, viel schmäler. So schmal dass ich mich nicht getraute die Kamera aus der Tasche zu klauben um ein Foto zu schiessen. Es gab keine überhängende Felsvorsprünge auf einer Höhe von 1.50 Meter. Und vor allem fiel es auf der Talseite nicht gerade15 Meter senkrecht ab. 

Störend war, dass man dies beim betreten nicht sofort erkennen konnte. Umrundete man die ersten Felsnase, tat sich mir aber nur allzu oft dieses Szenario auf.

Oben angekommen

Die Kletterpartie auf den Rand der Schlucht war anstrengend. Immer wieder musste ich wegen zu schmalen Felsbänder umkehren und mir einen anderen Kamin zum Hochsteigen suchen. Nichts von gemütlicher, einstündiger Wanderung wie es im Beschrieb stand.

Aber die Aussicht lohnt sich allemal. In den unteren Gegenden kann ich die Wasserfälle immer wieder durch das Gebüsch sehen. Weiter oben öffnet sich die Aussicht und geben einen schönen Ausblich auf die verschiedenen Stufen.

Oben auf dem Plateau angekommen, muss ich mich durchs Dickicht kämpfen, denn die Wanderwege sind nur spärlich angelegt. Vor allem führen sie nicht bis zum Schluchtrand. Aber ich habe diesen Dschungel gemeistert und bin bis an die vorderste Felskante gelangt.

Die Schlucht

Und zum Schluss noch das Dessert. Über die Hängebrücke von Felswand zu Felswand. Auf beiden Seiten geht es nur über Kletterstiege weiter. Ich wage mich trotzdem auf die andere Seite und habe einen ersten Wasserfall vor Augen. Klick, klick. Um ganz nach oben zu gelangen sehe ich nur einen Klettersteig der meine Fähigkeiten unter Umständen übersteigt. Der Junge der da relaxed oben auf dem Fels sitzt ermuntert mich, zu ihm hochzusteigen. Ich überwinde meine Angst und klettere mit Hilfe des Seils und den eingemauerten Eisentreppen die letzte Felswand hoch.

Hurra! Ich bin oben und habe den letzten Wasserfall vor Augen. Diese Kletterei war jeden Tropfen Angstschweiss wert.

 

Zurück beim Startpunkt gönne ich mir im Restaurant noch etwas zum Trinken. Kein Bier ich muss ja noch fahren. Über die Schotterstrasse mach ich mich auf die Rückreise. Kurz vor 18 Uhr das Auto bei der Anmietstation abgeben und der Bus nach Downtown Pristina steht auch schon bereit. Und dann endlich, in der Stadt angekommen gibt es das ersehnte Bier. 

Fazit: Erfolgreicher Tag.

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Kommentare: 1
  • #1

    Orlandinho (Samstag, 09 September 2023 09:24)

    Zum Glück entwickelten sich die "Fasserfälle" im Vorbereitungsabschnitt tatsächlich noch zu den wunderbar bebilderten "Wasserfällen".
    Vielen Dank für die übermittelten Eindrücke.
    Heute Abend dann hoffentlich 3 Punkte übermitteln... Hopp ��!
    Gruess, Orly