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Das Wandern ist des Müllers Lust

‚Nur ein paar Schritte‘

Das Programm für heute steht. 
Am Morgen eine kurze Wanderung zur Dhünntalsperre, nachmittags mit der Gondol über den Rhein. Abends noch Essen in der näheren Umgebung unseres Hotels. 
Doch Erstens kommt es anders als Zweitens dass man denkt. 
Genau! Die Gondelfahrt liesen wir aus.
Doch alles schön der Reihe nach und keine Panik, es kommt alles gut.

Denn wie man sieht, ich scheine gut gelaunt zu sein. Wie heisst es doch gleich: Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist ist ein König. (Bei einigen reicht es dazu schon so: Bini Radi bini König. Markiert als Insider). 

Frühstück wie gehabt, dann auf unseren Radi warten, ihm einen Kaffee offerieren und zusammen die heutigen Ziele definieren. 
Kurz nach elf dann (das reicht doch längstens, um nach einem kurzen Spaziergang am Morgen, nachmittags zu einer, auch kurzen, Gondelfahrt zu starten), Abfahrt Richtung Wermelskirchen, vorbei an der Bay Arena und eh man's sich versieht, sind wir am Ziel angelangt. Schirm noch in den Rucksack, Regenjacke ebenfalls (man weiss ja nie) und los geht's dem Bächlein entlang.

Stetig ansteigend erreichen wir bald die sanften Höhen rund um den Stausee. Zu dieser Zeit ahnen wir noch nicht, dass wir nicht auf dem kürzesten Weg zur Talsperre unterwegs sind. Wir geniessen die Ruhe (nicht für mich, da meine Begleiter immer ihre internen Firmenprobleme wälzen). 

Sogar diese beiden Pferde schauen ein wenig irritiert zu mir rüber. Liegt es am mir, oder doch an den heissen Diskussionen meiner beiden Wanderkollegen. Und dann müssen wir feststellen. Vor lauter Quasseln, haben wir wohl die richtige Abzweigung verpasst und wir müssen nachjustieren.

Da hat uns doch glatt die Erfahrung eines altgedienten OL-Läufers gefehlt. Aber dieser sitzt jetzt sicher irgendwo in Neuss und tut sich bei einer Karotten - Nusstorte gütlich.

Darum: Selbst ist der Mann und wir korrigieren unsere Marschroute.

Rein ins Naturschutzgebiet (mit der Hoffnung diesen prächtigen Weisshals-Adler oder ist es ein Kondor oder keines von beidem oder zu guter Letzt  sogar ein Flugsaurier) zu Gesicht zu bekommen.

Über endlos lange Hügelzüge ziehen wir dahin, nur langsam erkennend, dass aus 'nur ein paar Schritte' schon eine richtige Wanderung entstanden ist. Doch wir sind flexibel und geniessen die Natur und dabei speziell die ...

Zwei einsame Wanderer mit Firmenproblemen
Zwei einsame Wanderer mit Firmenproblemen
Zwei einsame Wanderer auf dem Weg zum Horizont.
Zwei einsame Wanderer auf dem Weg zum Horizont.

... sehr abwechslungsreiche Flora geniessen.

Welches Berglein hätten sie den gern (frei nach Robert Lembke). Egal welches, so oder so verpassen wir noch einmal eine Abzweigung, was uns noch einmal ein paar zusätzliche Schritte beschert.

Und dann, dann sind wir am Ziel. Vor uns öffnet sich der Wald und gibt die Sicht auf den Stausee frei. Da geniessen wir doch kurz die Aussicht von diesem Aussichtspunkt. Denn hätten man nicht eine so tolle Aussicht, würde dieser Punkt auch nicht Aussichtspunkt heissen.

Noch ahnen wir nicht, was uns auf dem Rückmarsch erwartet. Denn das wirkliche Abenteuer beginnt erst jetzt. (Denn, die Deutschen mögen vielleicht (mit der Betonung auf vielleicht), die besseren Fussballer als die Schweiz haben, aber von Wanderwegen ausschildern, beziehungsweise auch von auf einer Karte erfassen, sind sie ein Drittweltland (und dieser Podestplatz ist nicht etwa eine Auszeichnung, nein im Gegenteil!)).


Man erinnert sich: Anzahl Klammeröffnungen gleich Anzahl Klammerschliessungen. 

 

Das Wetter wird doch ein wenig unsicher, und wir müssen uns als Wetterschmöcker betätigen. Ein Ameisenhaufen kommt wie gerufen und steht bereit, fehlt nur noch der richtige Spezialist.

 

und da ist er schon.

Nach einem kurzen Bad im Haufen, kann er voll bestätigen: Das Wetter ändert sich oder bleibt wie es ist.

Diese präzise Wettervorhersage hilft uns jedoch nicht weiter, denn die Wanderkarte wir immer unpräziser. Es gibt Wege welche nicht erfasst sind, und erfasste Wege existieren schlichtweg nicht. Und so nimmt das Abenteuer seinen Lauf. Nur unserem Orientierungssinn gehorchend (ein gewisser Dani H. will sich da besonders hervorgetan haben. Aber ich kann Entwarnung geben, da gibt es keine neuen Erkenntnisse über bei ihn noch unbekannte Talente), navigieren wir auf unser Ziel zu.

Ja, navigieren. Die Himmelsschleuse öffnet sich und es fällt sintflutartiger Regen in unser Wandergebiet. 

Wir wähnen uns um Jahrmillionen zurückversetzt.

Riesige Mammutbäume versperren uns den Weg, nicht zu sprechen vom undurchdringlichen Dickicht dahinter.

Der Weg führt durch ein Feld von Riesenfarnen. Jeden Augenblick erwarten wir den Angriff eines Dinosauriers. Dieser Flugadler auf dem Warnschild, es muss wohl ein Flugsaurier darstellen.

Monsterblumen säumen unseren Weg. Es scheint als haben sich einige dieser Exemplare bis in die Neuzeit gehalten.

Und dann, zu guter Letzt. Eine Wasserwalze rollt den Weg hinunter. Nur unserer enormen Sprintfähigkeit ist es zu verdanken, dass wir dieser Tsunami entkommen und den rettenden Parkplatz erreichen.

 

Ich denke, ein Entspannungsbier haben wir uns mehr als verdient.

Das Entspannungsbier

Ja, wir haben es uns verdient. Wirklich dieses eine Bier haben wir uns verdient. Aus ein paar Schritten wurden '11.9 km Wanderung' . Aus gemütlicher Wanderung wurde 'Überlebenskampf pur'.

 

Da kommt uns doch dieser Biergarten in Refrath wie gerufen. Und einer kleinen Vesper, oft auch 'Bridge' genannt, wollen wir uns auch nicht verschliessen.

Das Entspannungsessen

Wandern mach hungrig, und trotz der 'Bridge' öffnen wir unsere Magen für das Buffet beim Chinesen. 'All you can eat', inkl. Dessertbuffet (hier nicht bildlich festgehalten), sowie die üblichen Getränke halt, lassen unsere Bäuche gut gefüllt zu Bett gehen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Giampi (Dienstag, 18 Juni 2024 10:50)

    Stimmt, die Karotten - Nusstorte haben wir ohne Umwege auf direktem Wege über Start erreicht und die Bridge erfolgreich absolviert.
    Aber sei dir sicher, auch die besten Karten-Lese-Fähigkeiten stossen bei der Verlässlichkeit der DB an ihre Grenzen. Improvisation ist dann gefragt.
    Hütt biz am Schärme blybe, s'chönnt ungmüetlich wärde

  • #2

    Radi (Dienstag, 18 Juni 2024 10:53)

    Toll und treffend geschrieben...