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Bei den Friesen

Gestaunt oder gestaut

Also sehr gestaut habe ich beim Spiel Schweiz gegen Deutschland. Nicht gestaunt über die Leistung der Schweizer, da wissen wir ja was sie können. Nein, gestaunt über die Deutschen, gestaunt wie sie recht gut mit den Schweizern mithalten konnten. Gut, wir haben es ihnen leicht gemacht und die besten Leute (Shaqiri, Frei) auf der Bank respektiv im Publikum gelassen. Mit freundlicher Zurückhaltung haben wir sie auch vor der Begegnung gegen Italien verschont, wir lassen sie dann im 1/4-Final gegen Spanien spielen. Aber wer weiss schon, wer dann noch dabei ist.

 

Gestaut hat es dann auf der Fahrt nach Norden nach Norden (nein kein Kopierfehler, das muss so heissen!). Um Duisburg ist die Autobahn komplett gesperrt. Unfall? Vielleicht. Marode Strasse? Wahrscheinlicher. Zumindest wenn sie die gleichen Verkehrswegebauer wie die Deutsche Bahn hat. 

Aber was will man machen, Geduld ist gefragt. Nicht aufregen, das Karma wird zurückschlagen. Und wie es hat. Kaum auf der Autobahn A72, freie Fahrt. Mit 165 Sachen rase ich dem Ziel zu und hole den Rückstand Sekunde um Sekunde auf. Da die Blase zwischendurch aber drückt, und ich auch noch den Ticketverkauf über die Whatsapp-Kanäle aufgleise, ergibt sich am Ende ein Nullsummenspiel.

Mit zwei Stunden Verspätung erreiche ich das Ziel. Aber droht da nicht schon erneutes Ungemach? Mein Zimmer ist schon belegt. Aber, die Friesen sind sehr nett und sie wissen sich auch zu helfen. An Stelle des 12 m3 grossen Einzelzimmer kriege ich eine Dreizimmerwohnung. Später am Abend hat sich das Karma definitiv auf meine Seite geschlagen. Am Strand von Norddeich darf ich einen fast annähernd so schönen Sonnenuntergang wie der auf der Gisliflue erleben.

Seht selbst!

 

Und natürlich hier noch Bilder von meinem 'Ersatzzimmer'. Schön oder?

Einziger Nachteil, Morgenessen fassen im 1,5km entfernten Restaurant. Passt scho!

 

Also wenn du einmal eine Auszeit hier oben brauchst. Es hat gaaaanz viele Ferienwohnungen. Darum nur zu, ich könnte sogar Adressen vermitteln.

 

Bevor es zum Sonnenuntergang-Watching geht, noch eine kleine Vesper. Und wie kann es auch nicht anders sein, dieser Burger heisst Watt'n Burger.

Ostfriesland entdecken

Alles Flach, viel Wind, da wundert es nicht, dass zwei, drei Windräder hingestellt werden.

Und in diesem Zusammenhang (alles Flach) kommt mir die Erzählung von Franz Hohler in den Sinn. Gute Ableitung von ihm, die könnte glatt von mir sein.

Früher, vor ganz langer Zeit, als es in der Schweiz noch keine Berge gab dafür aber jede Menge Schnee und noch mehr unbenützte Skilifte, kämpften die Holländer, Belgier und Friesen mit den geologischen Gegebenheiten. Hohe felsige Berge, völlig ungeeignet für die Rosenzucht, machten ihnen das Leben schwer.

Und dann kam der McIver der Schweiz ins Spiel. Unser Herr Matter. Er schlug vor, die Berge in die Schweiz umzusiedeln (Ja Migration war damals schon ein Thema) dafür sollten die Leute hier oben am Meer unser flaches Gebiet erhalten. Diese Idee schlug ein, es war eine totale Win Win Situation. Die Schweizer hatten Berge, wo sich die Skilifte aufs Prächtigste entfalten konnten, und die Nordlichter hatte unendliche Flächen zum Rosen züchten und zum Velofahren. Seit dieser Zeitenwende haben die Belgier und Holländer die besseren Velorennfahrer und wir die besseren Skifahrer. Zu ehren diese grandiose Idee widmete Tourismus Schweiz dem Herrn Matter einen der schönsten Berge der Schweiz.

Das Matterhorn.

Und somit wäre diese Frage auch schon mal geklärt.

 

Beinahe wie in Rimini (oder ist es Capri?). Strandkörbe zum Mieten. Zehn Euro am Tag, fünfzig die Woche. Solange bleibe ich aber nicht, darum lasse ich es für diesmal sein.

Am Ufer: Bei Ebbe.

Und bei Flut. 

Frauchen ist wohl gerne im Schlamm, Hündchen eher weniger.

Muss ich auch ausprobieren. Eine altes ostfriesisches Orakel besagt, einmal im ostfriesischen Watt gewatet bringt Tausend Jahre Glück. Ok, tausend Jahre? Gilt das nur für Schildkröten oder auch für mich?

Darum, rein in den Schlamm. Wie Vulkane scheissen da irgendwelche Würmer ihren Scheiss nach oben. Und ich, ich laufe noch darin rum. Da  muss man sich das Glück ja wirklich eklig hart verdienen.

So jetzt aber, auf zur Wanderung dem Deich entlang. Ziel: Der Rote Pfahl. Von mir spontan als Glücksbringer auserkoren.

Schon mal über den Deichrand ins Friesenland geguckt? Ja, jetzt, aber von Otto leider keine Spur.

Noch mehr Glück gefällig?, aber nur, wenn du bis zum Roten Pfahl wanderst. Soll auch noch einmal 100 Jahre bringen.

Oder zur Gelben Kiste.

Während der Pfad gehyped wird, verkümmert die gelbe Kiste irgendwo im nirgendwo.

Am Morgen ist noch eine einsame Wanderin auszumachen, 

am Nachmittag tummeln sich da ganz andere Personenkreise. 

Welche Höhe hätten sie denn gerne?

 

Und noch ein vorher, nachher Bild.

Zurück am Ausgangspunkt. Und nach über 18 Tausend Schritten darf man schon etwas hungrig sein.

Darum Standardmenu: Bratkartoffeln, diesmal als Beilage: Fisch. Genannt Watt'n Teller, war ja klar.

Abendsession

Ganz viel marschiert, einiges gegessen und was ich getrunken habe, schreibe ich gar nicht erst auf. Darum kurze Pause im Hotel, oh Entschuldigung, ich meiner Residenz. Ticketbörse betreuen (sehr wichtig!) und für die nächsten Tage Pläne schmieden. 

Aber am frühen Abend gilt es noch das eine oder andere Foto zu schiessen, und später natürlich, auch den Sonnenuntergang noch einmal geniessen. Darum, raus aus dem Haus und die zwei verschiedenen Foto-Spots anfahren.

Zuerst noch mal die Windrädli ganz explizit im Bild festhalten, dann ...

 

... einen weiteren Sonnenuntergang erleben.

Und wenn jetzt jemand singt: ,Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt', dann ist es das falsche Lied. Hier im Friesenland findet dieser Event statt und im Sommer sogar immer ein wenig später als in Capri. Und vor allem, nicht minder rot.

 

Schon die Mittagswanderung entlang dem Deich war, wohl anstrengend, aber gleichwohl entspannend für die Seele. Die Gezeiten wirken, der Wind pfeift dir um die Ohren und diese stetige Brise macht die brennende Sonne erträglicher. Gut wer sich mit genügend Sonnencreme schützt, oder halt einfach Rüdi heisst.

Die Sonnenuntergangswanderung bringt dann noch mehr Ruhe und Gelassenheit in deine Seele. Wer es erkennt, ist berührt von der einzigartigen Schönheit unserer Erde. Nie wieder Hölle, nur noch Himmel und wenn er nur hier auf Erden ist.

Stopp beim Parkplatz zum Roten Pfahl, beinahe schon ein Geheimtipp. Hochsteigen auf den Deich und OOH, und AAH. Das Abendrot entwickelt sich immer besser und ich verbrate wieder Unmengen von G-Bytes mit unzähligen gleichaussehenden Sonnenuntergängen.

Und die absolute Steigerung von 'Glück sammeln mit Wandern zum Roten Pfahl' ist Wandern zum Roten Pfahl und ihn zusammen mit einem Sonnenuntergang fotografieren. Ist mir gelungen. Ein glückliches Leben wartet nun auf mich.

Obwohl eigentlich: Ich habe es ja schon.

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Kommentare: 1
  • #1

    Röbi (Samstag, 29 Juni 2024 09:49)

    Hoi Ruedi
    Super Bericht!
    Liebe Grüsse und schöne Ferien.
    LG Röbi