Laghetto dei salei

Wanderung

Alpe Salei - Laghetto dei Salei - Passo del Busan - Pilone -  Passo del Busan - Laghetto dei Salei - Alpe Salei

 

Distanz

6,7 km

 

Marschzeit

2:27 h

 

Höchster Punkt

2191 m, Pilone (Cima Pian del Bozzo)

 

Laghetto dei Salei
Laghetto dei Salei

Und schon wieder (fast) erfüllt!

Heute werde ich vorwiegend mit dem ÖV unterwegs sein. Kurz vor sieben aber erst mal mit dem Auto zum P+R in Rupperswil. Abfahrt um 6:55 mit der Bahn Richtung Olten. Mulmiges Gefühl, als ich da feststellen muss, dass ich den Geldbeutel zu Hause liegen liess. Aber wozu hat man ein Handy und wozu gibt es Twint? Richtig - Erste Tat in Olten: ab in den K-Kiosk und rasch etwas Bargeld ausfassen. Danach geht es völlig entspannt und ohne umzusteigen nach Bellinzona. Schnell auf den Anschluss nach Locarno wechseln, Tenero links liegen lassen und schon bin ich am Ziel. Beinahe am Ziel oder doch schon da? Denn, eigentlich (ist so eine Sache mit diesem Wort, aber wenn es je passt, dann hier) fängt die Wanderung erst oben bei der Bergstation der Seilbahn an, aber was als Nächstes kommt, ist bereits das erste Reise-Highlight obwohl die Wanderung garn noch nicht begonnen hat.

Mit dem Postauto kurven wir das Onsernone-Tal hoch, um die Talstation des Funivia Alpe Salei zu erreichen. Die Strasse wird immer schmäler, die Kurven immer enger und die Hänge immer steiler. Kreuzen nicht mehr möglich, darum kommt das Posthorn immer öfter zum Einsatz. DaaDüüTaaTaa! und wieder wird ein Autofahrer in die Ausweichboxe gejagt. An vielen Stellen sind so Dörfer an die Hänge geklebt, und ich stelle mir die Ei oder Huhn Frage. Was war zuerst? Die Dörfer, die da im Nichts stehen um dann dorthin Strassen gebaut zu bekommen oder die Strassen, die sich den Berg hochschlängeln um dann Dörfer hingeklebt zu kriegen. Seis drum! Die Landschaft ist fantastisch und eindrücklich. Auch die Strassenbauer haben an dieser Stelle ein Lob von mir verdient. Da sind auf gefühlten 100 Meter Strecke zehn Kurven installiert und es werden hunderte von Höhenmeter überwunden. Die Kurven werden so eng, dass der Fahrer auf die gute, alte Methode des Sägen zurückgreift, um die Kurve zu kratzen (in wahrsten Sinne des Wortes). In Russo heisst es umsteigen auf ein kürzeres 'Poschti' damit die wohl noch engeren Kurven bewältigt werden können. Es ist nicht nur dies, die Häuser kommen der Strasse gefährlich nah, so nahe, dass der Chauffeur millimetergenau durchzirkeln muss. Aber irgendwann haben wir die Endstation in Vergeletto, Funivia Salei dann doch erreicht.

Mit der Seilbahn (max. 4 Personen) lasse ich mich in sieben Minuten auf die 1783m hohe Alpe Salei bringen. Und jetzt, jetzt endlich kann ich mit meiner Wanderung starten. Vorbei am einladenden Restaurant Capanna Alpe Salei, (darf man nach 5 Minuten Marschzeit schon eine Pause machen?) wandere ich einen sanft ansteigenden, mir sehr gefallenden Weg zum Seelein hoch. Es wird stetig steiler bis ich nach einer halben Stunde den Laghetto erreiche. Kurze Pause, einen grossen Schluck aus der (Wasser)flasche und weiter gehts. 20 Minuten später habe ich den Passo del Busan erreicht. Ich bin der italienischen Sprache nicht so mächtig, aber Busan könnte Blauer Enzian heissen, denn von diesem blühen hier einige. Ich orientiere mich auf der Karte und an den Wegweisern,  welcher Gipfel mein Ziel sein wird. Natürlich ist der Pilone der, zu dem der unwirtlichste Wanderweg führt. Wenn man dem denn überhaupt noch so sagen darf. Eher ein Klettersteig oder sogar Adrenalien-Booster. Mehrmals stehe ich vor der Entscheidung. Should I stay or should I go. Die genaue Linienführung ist oft nicht zu erkennen oder/und sie führt über metergrosse Felsblocken, entlang an schwindelerregenden Abgründen und über schmale Grate. Es ist so grenzwertig, dass ich kaum richtig hingucken kann, geschweige denn ein Foto schiessen. Darum seie mir verziehen, dass es von diesem Teilstück beinahe kein Bildmaterial gibt. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich es nicht bis ganz nach oben geschafft hätte. Durch eine von mir benamste Todeszone und über einen letzten unmenschlich schmalen Grat erreiche ich den Gipfel. Also die Beschreibung 'Der Schlussanstieg durch grosse Steinbrocken erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit (T3)' ist die Untertreibung des Jahres. Da müsste stehen 'Der Schlussanstieg erfordert das Können eines Reinhold Messners (RIP)' Und wenn du auf dem Gipfelbeweisfotos genau hinschaust, kannst du den Stolz in meinen Augen sehen und ganz weit hinten flackert auch schon die Angst vor dem bevorstehenden Abstieg.

(Aber Freunde, nur ruhig bleiben, ich werde es wieder ganz nach unten schaffen und euch leider noch lange erhalten bleiben). Und um alles noch dramatischer zu gestalten, setzt auch der angekündigte Regen ein. Nicht wie in der Prognose vermeldete 2mm, sondern sintflutartige 0,5mm. Bald schon hellt sich der Himmel aber wieder auf, gibt mir die Gelegenheit stimmungsvolle Bilder in mich rein zu saugen und später am Laghetto dei Salei die wohlverdiente Essenspause einzuschalten. 

Bald heisst es dann aber Abschied nehmen und an den noch schöneren Ort (Auenstein, Juwel im Universum) zurück zu kehren.  Bis nach Bellinzona ergeben sich immer wieder nette Gespräche mit Wanderkollegen oder Mitreisenden.

Ein Wermutstropfen und eine kleine Kritik an die SBB  ist die Rückreise ab Bellinzona. Liebe SBB, könnte ihr nicht dafür sorgen, dass ich auch da nette, gesprächig Mitreisende antreffe. Sie dürfen durchaus auch hübsch und weiblich sein.

 

 

Und so kommt es, dass ich um 10Uhr nachts zuhause auf meiner Terrasse sitze und meinen, aus dieser Heimfahrt resultierenden Kummer, in einem kühle Bier ertränke.

 

Trotzdem: Häbets guet und bliibet gsund!

Bis zur nächsten Bergse(h)e-Wanderung.

 

Die kleber-Dörfer

Und hier sind sie, diese Dörfer, die wie hin gepflastert an den Hängen des Onsernone-Tals kleben.

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