Vom Geburtstag bis zum hangover


Ja es ist soweit, ich werde 60 Jahre alt. Laut Pass gibt es da keine Gegenargumente und auch die Haarmenge deutet unabdingbar auf diesen Sachverhalt hin. Sagt man es aber andersrum, zum Beispiel, ich werde 60 Jahre jung, kommt man der Sache schon viel näher.

Meine innere Uhr sagt mir, dass ich höchstens 40 sein kann. Und wenn ich feststelle, dass ich immer einer von den Letzten bin der nach Hause geht, glaube ich auch meiner inneren Uhr nicht so richtig.

 

Also, an diesem Mittwoch, 10. Juli 2019, war es soweit. Mein Geburtstag. Zum Glück in Riga, denn so fing er bereits eine Stunde früher an als in der Schweiz. Und er dauerte ..., denn ihr wisst ja: der nächste Tag ist erst, wenn man geschlafen hat.

 

Erst mal aber noch ein kleiner Snack zum Start des Geburtstags.

Aber - wenn ich da schon geahnt hätte was ich in den nächsten 35 Stunden erleben werde, 

vielleicht hätte ich dieses Aperobrettli (war auch in meiner Insta-Story zu sehen, follow me @gisliflue) gar nie bestellt,

vielleicht wäre ich schnellstens Schlafen gegangen,

vielleicht wäre ich gar nicht zur Schule gegangen,

vielleicht wäre ich nicht mit dem Engel essen gegangen,

vielleicht nicht in diese Rockabilly-Bar gegangen und

vielleicht hätte ich dann am Donnerstag ausgeruht zur Schule gehen können.

 

Aber zum Glück kennt man die Zukunft nicht.

 

Und es sollte der absolut geilste Geburtstag meines Lebens werden ...

 

 

An dieser Stelle sei allen Akteuren ein riesen Dank ausgesprochen. Akteure deshalb, weil dies nur ein Film gewesen sein kann. Und jemand muss in diesem Film (nur bei einem Film kann man einen Filmriss haben) Regie geführt haben.

 

Und so fing es an: ein Aperoplättli und ein Glas Wein. Natürlich ist es nicht bei dem Einen geblieben, ihr kennt mich ja.

Wie schnell die Zeit vorbei gehen kann stellte ich erst fest. als ich um halb zwei einer der letzten (Der Letzte!)  an der Bar war. Dies musste ich natürlich video-mässig festhalten (auf Wunsch kann dieses bei mir bezogen werden).

 

 

 

Selbstredend, dass da nicht mehr viel Zeit zwischen heimkommen und 'für das Lernen aufstehen' blieb. Aber dies fünf Stunden waren wichtig, vielleicht sogar lebenswichtig.

Lernen ist angesagt. Warum genau ich jeweils so früh aufstehen muss, könnt ihr im kommenden Kapitel nachlesen.

  • Unterricht startet um eins (könnt ihr im kommenden Kapitel nachlesen).
  • Unterricht ist, sagen wir einmal, nicht einfach (könnt ihr im kommenden Kapitel nachlesen).
  • Unterricht dauert bis um halb fünf (könnt ihr im kommenden Kapitel nachlesen).
  • Dann kurz vor Unterrichtsende, die Überraschung (könnt ihr im kommenden Kapitel nachlesen).

 

Ja! Ich gebe dir Recht. Bis zu diesem Zeitpunkt nichts wirklich Aussergewöhnliches.

 

Und auch die folgenden Stunden bringen keine Meldungen die eine Schlagzeile wert sind. 

  • Zurück ins Appartement.
  • Nächste Lektion vorbereiten (zum Glück).
  • Duschen (und vielleicht doch noch etwas Parfüm wegen dem Engel).
  • Treffen mit dem Engel (ohne Blumen).
  • Nachtessen im Restaurant (keine Fotos, Essen habt ihr schon genug gesehen, und ihr wisst wie ein Stück Fleisch ausschaut).

 

Nun heisst es aber aufpassen, denn jetzt beginnt sich das Karussell zu drehen ...

 

Hier noch eine wichtige Zusatzinformation zum Engel.

Es ist meine Klassenkollegin. Und - ich habe herausgefunden, dass sie eine Spionin ist. Und nur die Tatsache, dass ich noch lebe, zeigt, dass sie nicht Mata Hari ist.

Wie gesagt, Spionin. Darum auch keine Namen. Oder vielleicht ab jetzt nur noch mit Deckname.

 

Wie wäre es mit Melodie?

Codename Honey Fox

 

 

Aus dem Nachbarschuppen tönt Musik. Melodie schlägt vor, da mal reinzuschauen. Gute Idee, denn die Band bringt die Leute auf die Tanzbühne (Ruedi - Tanzbühne?). 

Wir finden an einem Stehtisch ein Plätzchen, Honey Fox will die Biere holen und bezahlen, und wer noch weiss, wie Melodie auf Alkohol reagiert (siehe Blog von Woche eins) der ahnt schon jetzt Böses ...

 

Melodie, Ruedi, Arkadi und Irina. Sehen wir nicht verdammt gut aus?
Melodie, Ruedi, Arkadi und Irina. Sehen wir nicht verdammt gut aus?

Uns gegenüber ist ein Paar ebenfalls am Bieren, und wir kommen sofort ins Gespräch.

Arkadi und Irina - er Ukrainer, spricht nur Russisch. Sie Estin, spricht Russisch und Englisch. Ein wichtiges Bindeglied denkt man. Aber, nach zwei Bierchen spreche ich schon beinahe perfekt Russisch.

 

Arkadi schenkt mir zum Geburtstag eine Töfftour auf seiner Harley. Nächster Morgen 10 Uhr. Ob ich da war? - Hangover! Wahrscheinlich nicht, sonst könnte ich diese Zeilen nicht schreibe.

 

Plötzlich erhalte ich die nebenstehende Handskizze und richtig! Das muss wohl ich sein.

 

Arkadi hat dies arrangiert. Darauf trinken wir doch eins! (Der nachrechnende Leser stellt fest: Die Biermenge erhöht sich).

 

Melodie ist eine sehr gute Tänzerin (Spione müssen dies können). Sie nimmt sich die Mühe und zeigt mir einen (in Zahlen: 1) Grundschritt (den Rest mache sie dann schon selber). Und schon bald stehe ich auch dort, wo ich von den Fähigkeiten gar nicht hingehöre. Auf der Tanzfläche.

Nein, nein, davon gibt es keine Bilder!

Das Karussell dreht sich immer schneller. 

Arkadi und Irina werfen das Handtuch, auch Honey Fox und ich ziehen 'langsam' weiter, nur einen Tisch weit, aber weiter. Und wer dies sagt oder in diesem Fall ich es schreibe, weiss, da geht noch was.

 

Nächste Gruppe: Stephan und seine Freundin Olga. 

Stephan ist Russe, lebt in Deutschland (sagt er) und spricht Deutsch (Wortschatz: Weissbier, Nutte, f... you, ah das ist ja gar nicht Deutsch). Aber er kennt Helene Fischer UND, er hat sogar ihr Lied auf dem Handy. Und los gehts!

Atemlos...

Da singe 😃 und tanze 😂 ich natürlich sofort mit. 

 

Ja, ich weiss, ihr möchtet alle Details kennen. Aber ab jetzt kann und will ich nichts Genaues mehr sagen und leider, leider gibt es auch kein Bildmaterial vom Geschehenen. Es ist alles bruchstückweise vorhanden und dann gibt es auch noch Dinge, die einfach ein Geheimnis bleiben sollen.

 

... wir trinken mit Ianne und Kari (Finnland) ein Bier

 

... wir trinken mit Jakob und Christine (Österreich, Graz!) irgend in einer Bar ein Bier

 

... wir stehen und kauern Seite an Seite im Park und bemühen uns, den Wasseranteil in unserem Körper zu reduzieren

  

... wir tanzen mit einer Gruppe ukrainischen Gastarbeiter (man kann ja auch einmal über den Hag essen gehen)

... wir trinken mit ihnen natürlich auch ein Bier oder war es sogar ein Wodka

 

... irgendwann sitze ich mit Melodie auf einer Bank, sie packt - ihren Laptop aus und spielt mir wiederholt dieses melancholische russische Geburtstagslied vor

 

... Karaoke-Bars sollen bis weit in den Morgen geöffnet haben, sagt man. Muss wohl so sein.

 

Aber ab jetzt lege ich den Mantel des Schweigens definitiv über die letzten Stunden.

 

Ich weiss nicht wie ich es geschafft habe nach Hause zu kommen, aber um halb zwölf bin ich dort. Früh genug, um noch zu Duschen und das Schulmaterial bereitzustellen. 

Und auf dem Weg zur Schule, habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich irgendwo am Strassenrand Melodie liegen sehe. Dem war  jedoch nicht so. Auch sie schaffte es tatsächlich auch zum Unterricht. Mit fünf Minuten Verspätung, aber sie hat es geschafft.


Was bleibt vom diesem Geburttag?

Nirgendwo ein Tatoo an mir und auch alle Zähne scheinen noch da zu sein!

 

Einzig die Lese-Brille hat es nicht bis nach Hause geschafft. Wo sie wohl liegen mag?

Nachtrag Folkklubs ALA


Sei drei Wochen bin ich Stammgast im ALA. Ich werde nicht nur persönlich begrüsst und abgeklatscht. Nein, manchmal kriege ich für die Bezahlung auch die Discountkarte eines Mitarbeiters. Mein (Trink) Einsatz scheint sich gelohnt zu haben. 

Sprachschule Liden und Denz


Sprachschule.

Genau, darum bin ich ja in Riga. Diese Woche wieder mit dem Nachmittags-Stundenplan. Das heisst: 13:00 bis 16:30 mit 10 Minuten Pause dazwischen. Und erschwerend kommt dazu, dass ich am Dienstag und Donnerstag von 16:40 bis 18:20 noch im Mann zu Mann, in diesem Fall wohl im Frau zu Mann Frontalunterricht, aufgeboten bin.

 

Der Wörter werden immer mehr und beinahe sind auch schon fast alle Fälle aktiviert worden. Nominativ, Akkusativ, Präpositiv, Genitiv und Dativ. Fehlt nur noch der Instrumental, den werde ich wohl hier in Riga nicht mehr erleben.

Das bedeutet: Wörter lernen, lernen, lernen und Endungen büffeln, büffeln, büffeln bis zum geht nicht mehr. Und damit ich im Unterricht jeweils auch verstehe um was es geht, bereite ich die nächsten zwei drei Lektionen immer schon zu Hause vor.

 

Man sieht: ein volles Lernprogramm.

Man schliesst daraus: Ausgang erst um 10 oder 11 abends möglich.

Man versteht sehr gut: Dieser Ruedi hat ihn mehr als verdient.

 

Meine Lernreserven neigen sich dem Ende entgegen und um ehrlich zu sein, gibt es ab Mittwoch keine Reserven mehr.

Der Hammermann wird kommen!

 

Aber ich ging jeden Morgen mit einem strahlenden Gesicht zur Schule, weil ich wusste, dass ich nichts kann.

Und jeden Abend kam ich mit einem strahlenden Gesicht zurück, weil ich wusste, dass ich doch etwas kann.

 

Mein Schlüssel zum Erfolg: Lachen und umarmen. Ich habe immer gestrahlt vor Freude und alle haben mich lieb, sei es die Empfangsdame Lena (Tortenbringerin), sei es die strenge Lehrerin Olga aber auch meine liebe Melodie.

Ganz fest lieb sogar...

 

Wann hast DU zum letztem mal gelacht und jemanden spontan in den Arm genommen?

 

Doch die Rettung naht und der Hammermann kann vorerst auf Distanz gehalten werden. Die Schulstunde endet mit einer feinen Überraschung.

Aber seht selbst!

Ich, mit vollem Lerneinsatz.

Und dann kommt die Torte!

Kerzen ausblasen gehört dazu.

Ja, und dann gab es noch diesen Donnerstag. Sozusagen The day after. Die ordentliche Stunde ging gerade noch so heppchlepp über die Bühne. Trapatoni würde dazu sagen: Flasche leer!

 

Und erst der letzte Schultag am Freitag.

Zuerst folgt der Abschlusstest, scheint aber, als reiche es für ein Diplom (aber sicher kriegt das jeder). Die letzte Schulstunde hätte ich mir schenken können. Das Übersetzungsmodul in meinem Gehirn hat den Geist aufgegeben. Mir fallen hunderte von russischen Wörter ein, aber keines kann ich übersetzen...

Schlusswort


Mann, das war wieder ein Projekt von mir. Einfach aus einer spontanen Idee aus entstanden.

Und dann endet es in drei anstrengenden aber erholsamen, erlebnisreichen und unvergesslichen Wochen.

Und damit jetzt nicht die Meinung aufkommt, dass ich nur gelernt habe oder in einer Bar gesessen bin, gibt es noch einige Bilder von der Stadt Riga (vielleicht sind es ja auch nur Bilder, die ich bei den letzten fünf Aufenthalte hier in Riga geschossen habe). 

 

Und zum Schluss noch eine Reise hundert Jahre zurück in die Vergangenheit.

 

Drei Wochen Ferien sind vorbei. Anstrengend in jeder Hinsicht, sowohl beim Lernen als auch bei den Nachtaktivitäten. Aber wie sagt man immer. Man soll aufhören wenn es am schönsten ist. Und dem ist nichts mehr anzufügen. 

 

Leute - alles ist gut und ich bin glücklich. Und manchmal habe ich vor lauter Glück sogar Tränen in den Augen...

 

Übrigens habe ich schon gesagt, dass ich euch Liebe?

 

LdL

Ruedi

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